Meister der Schmerzen, Norbert Kron zum Ersten

Norbert Kron. Vorher…

Die Sonne schien, vom Meer her wehte eine leichte Brise über das Land, der Rasen war grün und feucht, und unsere Herzen, unsere Muskeln bebten vor Glück und Kraft. Die Engländer, geschwächt durch den nächtlichen Flug und die 2:3 Niederlage gegen Israel, waren, so schien es, am Montag ein leichter Gegner. Wir gingen früh mit zwei Toren in Führung, verloren aber auch früh zwei unserer besten Spieler. Norbert Kron brach sich den Fuß, und Jan Costin Wagners Kniescheibe sprang heraus. Am Ende erlitt auch noch Moritz Rinke einen Muskelfaserriss – und das alles ohne Fremdeinwirkung -, aber wir gewannen 6:1.

Trotz dieser Ausfälle glaubten wir, am nächsten Tag auch gegen das Autorenteam aus Israel bestehen zu können. Und in der ersten Halbzeit taten wir das auch. Wir gingen früh mit zwei Toren in Führung, und direkt nach Wiederanpfiff fiel (wie gegen England) das Gegentor. Dann zog sich Frank Willmann eine bisher nicht näher diagnostizierte Knieverletzung zu. Einige Spieler, die in der Nähe waren, wollen einen Knall oder ein Krachen gehört haben – wie wenn ein Seil, das unter Spannung steht, reißt. Und irgendwie war damit mehr gerissen als nur ein Muskel. Wolfgang Maria Bauer sah rot, der Trainer schwarz, und die wenigen Zuschauer im Haberfeld Stadium noch drei schöne Treffer der Israelis.

…und nachher.

Abends, die Sonne war bereits untergegangen, gab es in Anwesenheit des deutschen Botschafters Harald Kindermann, des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und aller Autoren im Tmuna Theater eine gemeinsame Lesung. Und kaum waren die letzten Worte im Raum verhallt, fingen die Verlierer des Turniers an zu tanzen. Selbst Norbert Kron erhob sich aus dem Rollstuhl und streckte Gipsbein und Krücken von sich. Das ging bis zum Morgen so. Als wir zum Hotel zurückkehrten, stand die Sonne schon wieder am Himmel, vom Meer her wehte eine leichte Brise über das Land, und unsere Herzen, unsere Muskeln bebten vor Glück – und Erschöpfung.

Termine



Alle Infos zu "Fußball ist unser Lieben", hrsg. von Albert Ostermaier, Norbert Kron und Klaus Caesar Zehrer, Suhrkamp 2011, hier!


Alle Infos zu Titelkampf, hrsg. von Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Ralf Bönt, Suhrkamp 2008, gibt es hier!

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