10.5.2008: Berlin, Kleine Hamburger Straße, Autonama – Schweden II 3:1 (3:1)

Spielbericht:

Deutschland-Schweden, Deutschland minus Schweden, eine ominöse Konstellation. Pfingstsamstag, 14:00 Uhr, 25 Grad und Sonne, Eilenberger redet schon vor Spielbeginn in Zungen: “Solche Tage hat Gott zum Fußballspielen gemacht.” Wohl wahr, “den Schweden” (Hl. Geist via Willmann) hingegen hat der Herrrrr als Stachel im Fleisch der deutschen Nationalelf geschaffen, die heute eher eine Nationalzweiundzwanzig ist, die Bank platzt aus allen Nähten. Nach einer ergreifenden Ansprache, die Berolina-Präsident Meyer zur Feier des Tages auf Aramäisch hält, geht es los.

In den ersten sieben Minuten verbietet der gegenseitige Respekt jegliche torrelevanten Handlungen, doch dann passiert alles sehr schnell. Kopfball Eilenberger, Kopfball Kron, Chance Rinke, alles nix, aber dann: In der 22. Minute vereinen sich der Ball und der Kopf von Moritz “Der Mann, der noch jedes Torhüters Schwäche entdeckte” Rinke für Sekundenbruchteile in ein ideales Platosches Kugelwesen, bevor Gott die Einheit jäh zerrreißt und den Ball ins Tor entlässt. 1:0!

Die exakte Genealogie dieses Tores wird noch Generationen von Fußballhistorikern beschäftigen, einstweilen steht nur fest, dass Schmidt von rechts die Vorlage lieferte und Bönt zuvor Erhebliches leistete, damit Schmidts Flanke allererst geschlagen werden konnte. Echtes Teamwork und zugleich ein Dammbruch, nach dem sich die Bälle ins schwedische Tor ergossen wie [hier passende Metapher ergänzen]. 26. Minute, Daniel “Der Mann, der ein bisschen aussieht wie der junge Uwe Johnson” Siemens verwandelt nach einer Ecke von Eilenberger. 29. Minute, Jochen “das ewige Talent” Schmidt haut “erbarmungslos” (C. Eastwood) das “Ding” (W. Haas) ins “Toooor” (und jetzt alle).

Unfassbares Köcheln auf der passabel besetzten Zuschauerterrasse. Dann (30.) passiert das Unbegreifliche: Andreas Merkel stellt sich in den Dienst des Bösen und läuft zum Gegner über. Vermutlich sein letztes Spiel für die Autonama, denn fortan ist das schwedische Tor, das zuvor wackelte wie ein Ivar-Regal, so unüberwindlich und solide wie eine Schrankwand aus deutscher Eiche. Trotz Merkels Verrat bleibt das Spiel fair: In der 37. Minute begeht Kröchert ein Handspiel, um einen Freistoß für die Gäste zu ermöglichen, Ostermaier gönnt den Schweden das Ehrentor und lässt den Ball ungehalten ins Tor flutschen (Torschütze: der Mann mit dem typisch schwedischen Namen Eduardo Galindo Navas).

Nach der Halbzeitpause (3:1) dasselbe versöhnliche Bild: Deutschland bekommt in der 53. Minute zu Unrecht einen Elfmeter, Ralf “Der Mann, der schneller schießt als das Licht” Bönt haut ihn fairerweise absichtlich daneben. Merkel beobachtet den Ball provozierend gleichgültig und besiegelt damit endgültig sein Schicksal in der Autonama. Auch bildschöne Attacken von Eilenberger und Bönt (59.), Wagner( 60.), Rinke (63.), Kron (65.), nochmal Eilenberger (71.) und dem zu spät eingesetzten Hennig (80.) können am Endergebnis nichts mehr ändern. Das Spiel endet 3:1 und dank Präsident Meyer mit Freibier und mit “Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind” (Apostelgeschichte 2:2) und Glossolalia galore, die beim Spielberichterstatter bis heute anhält, pardon.

Spielbericht: Florian Werner

Aufstellung:

Ostermaier – Willmann, Hannemann, Siemens, Kron – Schmidt, Kröchert, Richter, Eilenberger – Rinke, Bönt (Zweite Halbzeit: Wagner, Bauer, Brandt, Bergelt, Hennig, Zehrer), Trainer: Böttcher.

Tore:

1:0 Rinke (22.), 2:0 Siemens (26.), 3:0 Schmidt (29.), 3:1 Navas (37.)

Termine



Alle Infos zu "Fußball ist unser Lieben", hrsg. von Albert Ostermaier, Norbert Kron und Klaus Caesar Zehrer, Suhrkamp 2011, hier!


Alle Infos zu Titelkampf, hrsg. von Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Ralf Bönt, Suhrkamp 2008, gibt es hier!

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