Jetzt wo war der Glavinic

Am 1. Juni 2019 schlug die Autonama auf dem heimischen Bero in Berlin Österreich mit 4:0 (2:0). Korrespondent W. Haas berichtet vom sportlichen Großereignis.

Früher hat man gesagt, die Ösis. Da musstest du aufpassen. Auf dem Fußballplatz sowieso. Mächtig was hergemacht haben die da. Mit dem Krankl und dem Schneckerl und später auch dem Polster. Der hat ja sogar mal einen Hattrick gegen die Piefkes gemacht und sie aus der WM-Quali gehauen. Frage nicht. Ist auch schon wieder 30 Jahre her, gut, und das waren auch nicht die richtigen Deutschen, sondern die anderen. Du weißt schon. Quasi Ösis gegen Ossis. Aber jetzt was erzähl ich dir.

Weil früher ist halt früher und heute ist dann eh immer anders als gestern. Das hörst du ja überall, dass die Zeiten heuer dann doch die kälteren sind. Von wegen Klimawandel. Da musst du nur mal den Joschi oder den Strache fragen. Und da wird eben jeder noch so kleine Fehler bestraft, egal ob Ibizavilla oder Fußballplatz. Bei der Teamwahl geht es da schon los. Jetzt wo war der Glavinic. Und der Handke für die Standards. Sag du es mir. Gut, der Bernhard, von dem hat man schon eine Weile nix mehr gehört. Aber du brauchst natürlich auch nicht glauben, dass du deine Weltstars alle daheim lassen kannst und dann den Piefkes dennoch, mir nichts, dir nichts, die Hütten vollmachst.

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Also, heiß ist es gewesen, das kann ich dir sagen. Und das hat den Südländern natürlich erst mal ein bisserl geholfen. Die haben vom Ankick an erst mal nur eine Richtung gekannt. Jetzt vorwärts natürlich. Nur das Goal hat nicht fallen wollen. Da hat sich dann auf der anderen Seite eben der Nußbaumeder die Wuchtel geschnappt und auf 1:0 gestellt. Aber auch das hat den Kick jetzt nicht direkt besser gemacht. Da müssen wir ehrlich sein. Das war ein bisschen so, als würden da zwanzig Holzgeschnitzte der Kugel hinterherjagen, und das Ganze noch in der finnischen Sauna vom Eilenberger.

Die Zuschauer haben draußen schon so ein bisschen das Murren angefangen, als plötzlich der Ehrmann einen Sauser durch die Mitte gemacht hat und der Goalie seine Parade direkt dem Müller vor die Füße. Na gut, du kannst es dir denken. Das war dem Müller sein erstes internationales Goal, und da sind natürlich noch ein paar Klopfer fällig geworden im Anschluss. Ja, was glaubst du.

Nach dem Wechsel haben dann die Gäste prompt noch einen Penalty haben wollen vom französischen Verbandsdelegierten. Schon wegen der langen Anreise. Und wie der sich standhaft geweigert hat, da sind sie ihm doch so ein wenig um die Ohren gesprungen. Nur genutzt hat das alles nix, und das war dann doch auch schon ein wenig schade drum. Weil, ob du’s glaubst oder nicht, ein klitzekleines Goal hätten die Österreicher sich mindestens verdient gehabt.

Zumal kurz darauf dann von den Rängen die Rapid-Viertelstunde eingeklatscht worden ist. Wo sich dann aber rausgestellt hat, dass das doch nur wieder die Piefke-Fans waren, die sich über dem Nußbaumeder sein zweites Tor gefreut haben. Ein ganz ein leiwander Stanglschuss, da sind den Leuten draußen fast die Wurschtsemmeln aus der Pappen gefallen. Und dann hat es auch schon kaum noch einen Unterschied gemacht, wie der Ehrmann, dieser Freibadkicker, auf den allerletzten Metern endlich auch noch sein Hütterl gefunden hat.

Immerhin ein bisschen ein Trost für alle war dann, wie später am Abend die feinen Herren Engländer das mit dem Kicken auch nicht recht haben hinbekommen wollen. Da hat dann Tottenham gegen Liverpool auch stückweise ausgesehen wie Österreich gegen Deutschland. Ein reiner Autorenfußball, den du da zu sehen bekommen hast. Und das hatte dann auch sein Gutes. Weil, da konnten sich die kaputten Schriftsteller beim sechsten oder achten Glaserl dann schon auch wieder ein bisschen fühlen wie die ganz, ganz großen Champions.

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Alle Infos zu "Fußball ist unser Lieben", hrsg. von Albert Ostermaier, Norbert Kron und Klaus Caesar Zehrer, Suhrkamp 2011, hier!


Alle Infos zu Titelkampf, hrsg. von Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Ralf Bönt, Suhrkamp 2008, gibt es hier!

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