Die Autonama in Polen und der Ukraine: Reisebericht von Andreas Merkel

TAGEBUCH EINES TORWARTS

Episode 1: BERLIN-KRAKAU

Dobranoc!

Mein Name ist Andreas Merkel, ich bin 41 Jahre alt und stehe gemeinsam mit Albert Ostermaier im Tor der Deutschen Autorennationalmannschaft.
Insofern bin ich wohl ein Torwart.
Insofern bin ich wohl ein Autor.

Natürlich stehe ich nicht “gemeinsam” mit Albert im Tor, sondern wir wechseln uns – terminlich koordiniert und wie es die aktuelle Auftrags- und Schreiblage gerade erfordert – ab. So steht Albert dann am Freitag beim Berliner Auftakt unserer großen 3-Länder-Turnierreise gegen unsere polnischen und ukrainischen Autorenkollegen im deutschen Tor. Ich habe den Tag frei und arbeite hochkonzentriert an meinem neuen Roman. Das heißt, ich lasse mir stündlich per SMS mitteilen, daß wir beide Spiele 2:0 gewinnen und außerdem Polen 5:2 gegen die Ukraine gewinnt. Bei uns trifft allein Freistoßphilosoph Wolfram “Sokrates” Eilenberger dreimal und das Team versäumt es auch nicht, mich ausführlich darauf hinzuweisen, wie großartig Albert gehalten hat, daß er super in Form ist, extrem abgenommen hat und sich mit Boxen fit hält.

Abends sehe ich mir den ASPEKTE-Beitrag über das Turnier an. Schwerpunktmäßig geht es um das Thema EM-Boykott: Soll man die Ukraine boykottieren oder besser live vor Ort eigene Erfahrungen sammeln? Die ukrainischen Autoren laden uns herzlich in ihr Land ein und versichern, daß sich alle in der Ukraine auf die EM freuen. Im Fall Timoschenko handele es sich im wesentlichen um den Machtkampf zweier Oligarchen auf dem Rücken eines Events für die Bevölkerung. Der ZDF-Bericht zeigt Szenen von unserer Lesung am Donnerstagabend im Ballhaus Ost und von den Fußballspielen am Freitag. Die Mannschaft (und auch Albert!) kommen gut rüber.

Am Sonnabend fahren alle drei Teams gemeinsam im selben Bus nach Krakau. Die Stimmung ist hervorragend, man kommt ins Gespräch.

Themen:
Das Pokalfinale am Abend.
Der tolle Artikel im Feuilleton der SZ über Rainald Goetz, dem heimlichen Lieblingsautor der Mannschaft.
Vokabeln lernen für Polen: DOBRANOC heißt “Gute Nacht”, DZIEKUJE “Danke” und DO WIDZE-NIA! “Auf Wiedersehen”.

Das Gedicht KROTKI SPACER (”Kurzer Spaziergang”) von Maciej Robert, der polnischen Nummer 9, das ich auf der Lesung am Donnerstag gemeinsam mit dem Lyriker lesen durfte:

“Vom erklommenen Gipfel aus sehen wir die Sache klar.
Die Krankenhausmauer ist mit Draht beblümt.
Ein halber Meter Knäuel.Und Drachenschnur.
Wir sind auf dem Rückweg, deine Stimme ist plötzlich
durchsichtiges Feuer, als wäre das Ende
der Ursprung von allem.
Ein Todessplitter in den Windungen des Bettes.”

Perfekt. Bis auf die letzte Zeile: “… in den Windungen des Bettes”?? Wir diskutieren im Bus stehend die Übersetzung. Maciej ruft auf dem Handy seine Frau an, wegen des Originaltextes, den er gerade nicht zur Hand hat. Gemeinsam mit ihr und auf englisch lösen wir das poetische Problem irgendwie: “Todessplitter” steht für einen kleinen Teil des Todes (”part of death”), “Windungen des Bettes” meint eher “Plazenta” (”… something in the womb of a woman”). Alles klar!

Am Abend checken wir wie richtige Nationalspieler im Hotel ein und gucken dann gemeinsam in einer Bar in der Altstadt von Krakau das Pokalfinale. Alle Polen sind für Dortmund und feiern den Sieg gegen Bayern. Wir diskutieren die merkwürdigen Torwartfehler beim Rauslaufen auf beiden Seiten. Weil mein Verein, der FC, bereits letzte Woche abgestiegen ist, bin ich ziemlich emotionslos. Überlegungen, dem Bayern-Fan Ostermaier noch eine SMS zu schicken, werden verworfen.

Wir gehen lieber früh ins Bett, weil wir morgen bereits um 10 Uhr gegen Polen antreten müssen.

EPISODE 2 : KRAKAU

Am Muttertag verläuft das zweite Turnier für uns super. Wir stecken das frühe Aufstehen erstaunlich gut weg und werden bereits zum Frühstück von unserem Spieler-Coach Klaus Döring perfekt eingestellt. Gemeinsam mit Albert Ostermaier, Moritz Rinke, Jörg Schieke, Uli Hannemann, Jochen Schmidt, Falko Hennig und mir ist er bereits seit der Gründung der Autorennationalmannschaft 2005 im italienischen San Casciano dabei (wir wurden damals “Vizeweltmeister”, s.a. www.autonama.de).

Wir gewinnen das Eröffnungsspiel gegen eine personell stark verbesserte polnische Auswahl mit 2:0! Das ganze auf im Autorenfußball selten gesehenen Niveau (Kreisliga). Ohne zu sehr in die Einzelkritik gehen zu wollen ragen Kapitän Christoph Nußbaumeder, Mittelfeld-As Jan Böttcher, Abwehrstratege Jörg Schieke und Hakan Savas Mican heraus, letzterer eine Art Mesut Özil unserer Mannschaft. Zum Glück kann ich meinen Kasten gegen Maciej Robert und seine Kollegen sauber halten und tröste ihn nach dem Schlußpfiff: “Great game! Molto dobry!”

Im zweiten Match können wir es dann gegen die ebenfalls spielerisch sehr gefälligen, aber etwas abschlußschwache Mannschaft um Torwart-Kapitän Serhij Zhadan aus der Ukraine etwas ruhiger angehen lassen. Wir gewinnen taktisch diszipliniert (”breit machen, Ballbesitz!”) ungefährdet 4:0.

Sachbuchautor Matthias Eiles, Schiedsrichter-Ausbilder beim DFB und Abwehrspieler bei uns, weist uns darauf hin, daß das auch daran liege, daß er die Hymne vor dem Spiel mitgesungen habe.

Als erneuter Turniersieger können wir entspannt und gutgelaunt das Finale um Platz 2 verfolgen, daß die starken Polen klar mir ebenfalls 4:0 gegen die Ukraine gewinnt.

Danach individuelle Autorenfreizeit in der Altstadt oder allein mit eingeeisten Knien auf dem Hotelzimmer: Dick angezogen bei geöffneten Fenstern, weil die nassen neuen Trikots der DFB-Kulturstiftung trocknen müssen.
Do widze-nia!

EPISODE 3: AUSCHWITZ

Am Montag besuchen wir Auschwitz. Es ist ein seltsamer Tag. Einerseits fällt der Besuch vollkommen aus dem Rahmen dieser Reise, andererseits sind wir eben wegen dieser Erfahrungen hier: die aus dem Rahmen fallen.

Fest steht, dass es in Krakau eine regelrechte Gedenktourismus-Industrie gibt: Sightseeing-Touren führen nacheinander ins alte Jüdische Viertel, zu Schindlers Fabrik und nach Auschwitz. Unweigerlich denkt man an den Titel des empfehlenswerten Films “Am Ende kommen Touristen”. Wir nehmen den normalen Linienbus, der anderthalb Stunden durch zersiedeltes Umland fährt, in denen jeder von uns anders als sonst aus dem Fenster guckt: Uns allen war klar, dass wir da hinfahren, “wenn man schon mal hier ist” (eine merkwürdige Begründung, deren Hilflosigkeit dennoch etwas Überzeugendes hat).

So kamen wir uns bereits gestern komisch vor, als wir auf einem polnischen Fußballplatz in deutscher Sprache laut rumbrüllten, wie man auf einem Fußballplatz eben rumbrüllt (und wie es unsere polnischen und ukrainischen Autorenfreunde natürlich ebenso machten). Jetzt fragt mich die Verkäuferin im Souvenirshop des Auschwitz-Museums, in welcher Sprache ich die historische Broschüre haben möchte, und es dauert diesen einen Augenblick, bis ich “… German” sage.

Wir sind in Birkenau und machen einen Spaziergang durch die Natur eines Frühlingstages zwischen den Ruinen der Baracken und Gaskammern. Der Wind rauscht in den Pappeln und man ist allein unter Schulklassen und Besuchern aus aller Welt, die sich in der Weitläufigkeit des Geländes verlieren. Die Erklärungstafeln sind auf polnisch, englisch und hebräisch.

Auf den illegal von SS-Leuten gemachten Fotos sind noch keine Bäume zu sehen…Ich selbst habe keine Lust mehr, irgendwas zu fotografieren oder aufzuschreiben. Man verzeiht aber auch jedem anderen Besucher seine Hilflosigkeit, ein paar Pärchen lassen sich engumschlungen auf den historischen Gleisen fotografieren, um ein Andenken mitzunehmen.

Abends Lesung in der Villa Decius. Ukrainische, polnische und deutsche Autoren lesen abwechselnd in ihrer Sprache, die Übersetzungen werden jeweils an die Wand dahinter gebeamt. Nicht alle Texte sind gut, aber die Idee dahinter ist am Ende dieses Tages umso schöner.

EPISODE 4: UKRAINE

Ein weiterer Tag ohne Fußball, weil wir ausreichend Zeit für den Bustransfer von Krakau nach Lemberg (ukrainisch: L’viv, russisch: Lwow) brauchen. Die Strecke beträgt etwa 350 Kilometer, wir starten um halb zehn morgens und kommen um 9 Uhr abends an. An der Grenze gibt es eine grüne Spur für den EM-Verkehr, der nichts zu verzollen hat. Wir haben nichts zu verzollen und werden vier Stunden festgehalten.

Weil…

… 1. unser polnischer Busfahrer keine Ukrainer in einem polnischen Fahrzeug in die Ukraine einführen darf. 100 Euro Bestechungsgeld an den Grenzpolizisten, dessen reguläres Monatseinkommen 150 Euro sind, regeln das (man rechnet inoffiziell, dass jedem Grenzer die Entgegennahme von 10 Euro pro einreisender Person “von oben” toleriert werden).
… 2. er dieselbe Anzahl von Fahrgästen aus dem Land wieder ausführen muss, die er eingeführt hat. Da wir mit dem Flugzeug zurückkehren und einige Polen individuell zurückreisen ein Ding der Unmöglichkeit. Zähe Verhandlungen zur Erlangung einer Ausnahme von einer Regel, von der niemand weiß, ob sie nicht der reinen Willkür eines Staates entsprungen ist, in der ehemalige Minister wegen “schlechten Regierens” in Haft sitzen.
… 3. und für uns am schwerwiegendsten unser Superstümer Hakan Savas Mican NICHT einreisen darf, da er nur über einen türkischen Reisepass verfügt (der deutsche ist beantragt) und somit nicht über Schengen, sondern nur direkt über die Türkei ins Land gelangen dürfte. Hakan muss in einem Bus zurück nach Deutschland fahren.

Unsere ukrainischen Autorenfreunde stehen während des ganzen Prozedere bedrückt bei uns neben dem Bus: Das sei leider alles völlig normale Schikane.

Hinter der Grenze erwartet uns der EM-Slogan: CREATING HISTORY TOGETHER!

Wir machen eine Flasche selbstgemachten Wodkas von den Polen auf und sind jetzt eine eingeschworene Gemeinschaft.

Immer lauter singend fahren wir durch die wunderschöne Ukraine im Abendlicht Richtung Lemberg, L’viv oder Lwow.

EPISODE 5: L’VIV

Hoppla und hallo wach: Zu wenig über Fußball in den letzten Tagen! Einmal kurz nicht aufgepaßt und schon war das Ding drin. Schon vergessen? Das hier soll schließlich ein Torwartblog sein. Was war passiert? Polnische Flanke von links in unseren Strafraum, ich rufe „TORWART!“ und stürze mich ins Getümmel, aber Verteidiger Jochen „Smit“ Schmidt will selbst was vorlesen. Also schreiben wir uns gegenseitig brutal um, während Autorenfilmer Zbigniew Masternak die ganze Szene einfach versenkt und den Streifen dann abends zum 1:1 im Lemberger Stripclub RAFINAD zeigt, wo unsere letzte Lesung sein soll…
So oder so ähnlich überblenden sich die Erfahrungen, überschlagen sich die Ereignisse am letzten Tag unserer großartigen Reise. Da hilft dann nur noch Tagebuchstil (keine Angst: danach werden die ganzen Erinnerungen zur Bank gebracht, wo sie über Jahre an Wert gewinnen und eines Tages zu reiner Romanform in pure Poesie versilbert werden). Also:

Nachdem wir etwas außerhalb in einem dörflichen Disco-Ranch-Fantasialand übernachtet hatten (im Restaurant ein Foto mit Don King), wollten wir eigentlich alle gemeinsam in der pittoresken K-&-K-Altstadt von Lemberg frühstücken. Unsere Gastgeber wollten uns etwas besonderes bieten und hatten pauschal Schnitzel mit Pommes in einem modernen Mall-Restaurant bestellt, das „Oktoberfest“ hieß und so obskur abgesichert war, daß alle ihre Jacken abgeben mußten. Ein ukrainischer Autorenfußballer in kurzen Hosen kam gar nicht erst rein. Wir erinnerten uns kurz daran, daß wir ja individuelle Autoren sind: einige blieben tapfer dem offiziellen Essen verpflichtet, andere boykottierten den Laden und fanden ein wunderbares Alternativcafé zwei Straßen weiter, in dem es Apfelpfannkuchen und „Kawa Espresso“ gab.

Unter einem postsozialistisch grauen Himmel spielen wir anschließend auf dem mit schwarzem Granulat gepolsterten Kunstrasenplatz des städtischen Sportinternats unseren dritten und letzten Turniertag aus. Alle Teams müssen jetzt ihre Nationalhymnen selber singen – eine schöne, aus der Not geborene Idee des Veranstalters: Zum ersten Mal singen alle mit (keine Ahnung, ob ich das in Deutschland auch so toll finden würde; hier wird einfach generell gerne und mehr gesungen).
Danach schlägt Polen die Ukraine 3:1.
Wir bekommen zweimal ein völkerverständigendes 1:1 hin.
Was für den Torwart in diesem Blog (s.o.) zunächst mal heißt, daß er zum ersten Mal hinter sich greifen muß (Gruß an Albert). Konkret geraten wir dadurch zweimal in Rückstand und können uns so ein umso großartigeres 1:1 erkämpfen, dem kein falscher Beigeschmack des „Abschenkens“ anhaftet. Denn spielerisch sind wir jetzt klar unterlegen. Die beiden anderen Teams haben sich für dieses letzte Turnier noch mal mit jungen Spielern aus dem (na ja) Semi-Profi-Bereich verstärkt. Unsere arg dezimierte Rumpftruppe pfeift dagegen nach 640 Spielminuten in sechs Tagen auf dem letzten Loch.
Gemeinsam heraus ragt jetzt nur noch jeder für sich alleine und für uns alle trotzdem immer noch Kapitän Nußbaumeder, der im maladen Maschinenraum dieser Mannschaft malocht und vor sich hin schwitzt, schnauft und flucht wie ein Kesselflicker (Kickernote 1). Kurzum: großes Amateurfußballkino, das einem zuhause wieder keiner glaubt.
Nach den Spielen schenke ich zwei Jungs, die eigentlich meine orange leuchtenden Handschuhe haben wollten, mein himmelblaues Reservetrikot und lasse mich mit den beiden anderen Torwärten Janek Wojtynski und Serhij Zhadan fotografieren.

Morgen die zweite Hälfte vom Tage.

EPISODE 6 L’VIV Teil II & ZURÜCK

Der Preis, den wir für unsere sensationellen Erfolge auf dem Platz zahlen, ist literarisch.
Konnte uns Serhij Zhadan auf dem Berliner Podium der Tymoschenko-Diskussion noch beruhigen, daß wir bei unserem Ukraine-Besuch keine Angst haben bräuchten, Wiktor Janukowytsch die Hand schütteln zu müssen, weil der sich nämlich überhaupt nicht für Literatur interessiere, sieht es um unser ureigenes Interesse nach drei polnisch-ukrainisch-deutschen Gruppenlesungen auch nicht mehr allzu gut aus. Die Hälfte von uns wartet – bereits längst wieder in Berlin – auf die Nachnominierung durch Jogi Löw.
Die andere Hälfte läßt sich direkt nach dem Turnier im prunkvollen Lemberger Rathaus vom jugendlich wirkenden Kultursenator (cremefarbener Anzug, cremefarbene Lederslipper) die Medaillen und Pokale überreichen. Siegerehrung und Sektempfang. Wachpolizisten zeigen uns freundlich, wo man rauchen darf.
Dann geht es direkt weiter zur Lesung in den Stripclub Rafinad, angeblich der teuerste der ganzen Stadt. Wieder das Bemühen, die Gäste zu beeindrucken mit dem, was man für westlichen Luxus hält. Aber wir lesen hier nur bis 10 und bevor es ernst wird.
Da alle schon ziemlich in den Seilen hängen, wird die Lesung vom ukrainischen Organisator Vladimir „Wolodja“ Sergijenko (DANKE!) zügig durchmoderiert. Im cremefarbenen Sakko und pinken Hemd gelingt ihm dabei erschöpft auf dem Sofa liegend eine superlässige Live-Synchro. Er nuschelt einfach ab und zu ein paar Sätze auf deutsch unter den gerade gelesenen Text. Hinten im Club feiern bereits die Ukrainer mit ihren Gästen und selbst unsere Osteuropa-Stars Schmidt und Hannemann haben es schwer, gegen die Party-Crowd anzulesen, schlagen sich aber tapfer.
Meine eigene, bereits extrem gekürzte und englischsprachige Wikipedia-Novelle „Julia“ kommt zum Glück nicht mehr zum Einsatz. Sie hätte von der Geschichte eines blonden Mädchens gehandelt, das im November 1960 in der Ukraine das Licht der Welt erblickt und deren entscheidender biographischer Bruch sich Ende der gespenstischen 1980er ereignet, als sie zunächst noch in einer Videothek „erste geschäftliche Erfahrungen“ sammelt, um dann nur wenig später mit dem Geld der Eltern die Erdölfirma Ukrajinskyj bensin (Український бензин) zu gründen…
Für den Höhepunkt sorgt dann allerdings doch noch mein ukrainischer Lieblingsspieler Pawel Korobtschuk (bester Name, Rückennummer 44, sieht aus wie Novakovic!), der mit toller Agitprop-Gestik eine schmissig intonierte Satire auf den typischen ukrainischen Polizisten vorträgt. Man spürt es in diesem Augenblick deutlich: der Geist der Orangenen Revolution lebt, solange hier so großartige Typen wie unsere Autorenfreunde rumlaufen und ihre Lesungen machen! – „Extra!“, applaudieren die Polen begeistert.
Alle sind wieder wach. Auf „högschdem Niveau“ werden noch einmal letzte Reserven mobilisiert, um im Widenska Kawiarna (Wiener Café) nach einem großartigen Essen und Wodka-Gelage endgültig Arm in Arm die Autorenfußballfreundschaft zwischen den Nationen zu besingen. In Sprechchören wird unser Spieler Martin „SCHARFE!-SCHARFE!-SCHARFE!“ (www.volkslesen.tv) noch einmal von den Ukrainern abgefeiert, der sie mit seinen Russisch-Kenntnissen und supersympathischem Wesen einfach umgehauen hat. Begeistert werden Nummern, Mailadressen, Buchempfehlungen getauscht, Wodka mit Bier gemischt, zukünftige Projekte ins Auge gefaßt. Dem deutschen Delegationschef Frank Willmann (DANKE!) kommt seine Fred Perry-Jacke abhanden.
„Zuhause“ im Disco-Ranch-Fantasia-Land geben wir uns auf dem weitläufigen Hotelbalkon den Rest. Pure Euphorie, sinnloses Gesinge, gegenseitiges Beruhigen mit kollektivem „Shshshshsh…“, damit die Polizei nicht kommt.

Am nächsten Morgen die Abfahrt zum superneuen, superleeren EM-Flughafen, auf dem der Lufthansa nur ein alter Rechner aus dem alten Airport zur Verfügung steht, um an einem einsamen Counter das Check-In nach München durchzuführen. Zwei „Creating History Together“-Plakate hängen tapfer Seite an Seite, aber sonst funktioniert noch nicht viel. Der zukünftige EM-Tourist möge still „Schönefeld“ vor sich hinmurmeln und ein bißchen Geduld mitbringen:
Ein tolles Land mit tollen Leuten und anderen Erfahrungen erwartet ihn!

Credits:

Ich widme diesen Blog Albert und unseren Frauen: namentlich Marén von der Feldkamp-Fußballzentrale und Małgorzata „Gorza“ Różańska-Braniecka von der Villa Decius in Krakau, der schönsten Frau Polens, die für uns in jedem Augenblick dieser Reise die Sonne im Osten aufgehen ließ.

Im Namen der Autonama geht der Dank an alle, die mit- und diese Reise überhaupt erst möglich gemacht haben. Insbesondere Maren Feldkamp, Olliver Tietz und der gesamten DFB-Kulturstiftung.

Termine



Alle Infos zu "Fußball ist unser Lieben", hrsg. von Albert Ostermaier, Norbert Kron und Klaus Caesar Zehrer, Suhrkamp 2011, hier!


Alle Infos zu Titelkampf, hrsg. von Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Ralf Bönt, Suhrkamp 2008, gibt es hier!

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