Fußball kann wie ein Buch sein

ZEIT ONLINE: Herr Böttcher, Sie sind vor Kurzem mit der Autorennationalmannschaft
Fußball-Europameister geworden. Haben Sie nach dem doch eher bescheidenen
Abschneiden bei den letzten Turnieren mit dem Titel gerechnet?
Jan Böttcher: So bescheiden war das Abschneiden vorher gar nicht. Aber die Spieler
selbst und der Teamgeist sind gewachsen. Schön ist, dass immerhin noch sechs Spieler von
der ersten EM in Italien 2005 auch im Finale 2010 gespielt haben.
ZEIT ONLINE: Wie verlief die Vorbereitung auf das Turnier?
Böttcher: Von Vorbereitung lässt sich nach der langen Winterpause kaum reden. Viele
Spieler sind ja aus Berlin. Unseren Kunstrasenplatz bei BW Berolina Mitte, auf dem wir
einmal wöchentlich trainieren, konnten wir bis in den März hinein nicht nutzen. Und als wir
nach drinnen ausweichen wollten, stürzte irgendwo in Pankow ein Turnhallendach ein –
woraufhin die Stadt auch alle Hallen sperrte. Aber wir haben eine Woche vor dem Turnier
den “Geist von Lebus” beschworen, im Oderbruch ein kleines Trainingslager mit Fußball,
Fußballtennis und Tischtennis absolviert. Wer ins Team wollte, musste auch in die Oder
springen, bei 17 Grad.
ZEIT ONLINE: Was waren die entscheidenden Etappen auf dem Weg zum Titel?
Böttcher: Schwierige Vorrundenspiele gab es gegen Italien (0:0) und die Ungarn, die
eine sehr erfahrene Mannschaft haben. Wir lagen zurück und waren froh über ein 1:1. Da
wir die Gruppe gewannen, rechneten wir fest damit, erst im Finale auf die favorisierten
Schweden zu treffen, aber wie es so ist: Sie verloren ihr letztes Gruppenspiel, also warteten
sie schon im Halbfinale. Das 4:0 war unser bestes Spiel, man muss ja bedenken, dass wir
die Schweden noch nie besiegt hatten. Das hat dann Euphorie auch für das Finale ausgelöst.
Ich glaube, wir waren auch dort spielerisch einen Tick stärker als die Türkei, die erstmals
bei einem EM-Turnier der Autoren teilnahm. Das Spiel war sehr intensiv. Es reichte nicht
zum Torerfolg. Also Elfmeterschießen, und da haben meine Kollegen dann die Nerven
bewahrt.

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Alle Infos zu "Fußball ist unser Lieben", hrsg. von Albert Ostermaier, Norbert Kron und Klaus Caesar Zehrer, Suhrkamp 2011, hier!


Alle Infos zu Titelkampf, hrsg. von Albert Ostermaier, Moritz Rinke und Ralf Bönt, Suhrkamp 2008, gibt es hier!

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